Historie Rugby Deutschland

SCHNELL ERKLÄRT:

Die Wiege des deutschen Rugbys steht in Heidelberg, wo der ansässige Flaggenklub (später Ruderklub) – gegründet 1872 – heute der älteste deutsche Rugbyklub ist. In Hannover jedoch wurde sechs Jahre später mit dem DSV Hannover 1878 der erste Verein gegründet, der sich nicht dem Turnen oder dem Wassersport, sondern ausschließlich dem Rasensport widmete.

Beide Städte gelten noch heute als die Hochburgen des Rugbysports in Deutschland. Gut zwei Drittel aller nationalen Titel wurden von Vereinen aus Hannover oder Heidelberg gewonnen. Rekordmeister bei den Herren ist der TSV Victoria Linden (Hannover) mit allein 20 Meistertiteln. Bei den Damen führt in dieser Statistik der Heidelberger Stadtteilklub SC Neuenheim mit zwölf Meisterschaften. Auch im jüngeren Siebener-Rugby liegen zumeist Vereine aus Heidelberg vorn.
 
Doch der Rugbysport hat sich auch in vielen anderen Städten und Regionen hervorragend entwickelt. Besonders im Raum Frankfurt, wo sich der SC 80 und der RK Heusenstamm in den vergangenen Jahren zu Aushängeschildern entwickelt haben, wird mittlerweile in der Jugendförderung und im Leistungssport auf höchstem Niveau gearbeitet.
 
Aber auch Metropolen wie Berlin und auch in Hamburg spielen sehr erfolgreich. Insgesamt sind unter dem Dach des Deutschen Rugby-Verbandes in 137 Vereinen über 16.000 Mitglieder (Bestandserhebung 2020) organisiert.
 
Deutsches Rugby-Sportmuseum

Das Rugby-Sportmuseum wurde am 2. Mai 1997 eingeweiht und seiner Bestimmung als Kulturzentrum des deutschen Rugbysports übergeben.
 
Es wird in derzeit vier Ausstellungsräumen die große Welt des Rugbyspiels unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte des deutschen Rugbys, seiner Landesverbände und Vereine dokumentiert. In den Abteilungen der permanenten, aber ständig erweiterten und präzisierten Ausstellung werden unter anderem historische Themen aufgearbeitet, die von interessanten und ideell höchst wertvollen Exponaten wie etwa der Gründungsflagge des DRV aus dem Jahr 1900, dem Ball, mit dem Deutschland 1938 Frankreich besiegte, einer Sammlung internationaler Rugby-Briefmarken, Sonderstempel und Original-Kunstwerken oder auch eine Sammlung von Rugby-Krawatten aus aller Welt begleitet wird.
 
Es ist beliebt als Versammlungsort für Rugby-Liebhaber und bekannt für seine internationale Rugby-Bar, die mit den verschiedensten Mitbringseln der viel und weit reisenden Rugby-Supporter bestückt wird.
 
Das Deutsche Rugby-Sportmuseum auf museum.de
 
AUSFÜHRLICH ERKLÄRT: 

Die erste deutsche Rugby-Mannschaft gab es am Neuenheim College in Heidelberg, dessen Schüler um 1850 herum mit einem Spiel das Aufsehen erregten, das die Jugendlichen der Stadt „Durchtragerles“ nannten. Unter Leitung des Pädagogen Dr. Edward Hill Ullrich gründeten Schüler des Kollegs am 9. Mai 1872 den Heidelberger Ruderklub von 1872 (HRK 1872), der heute der älteste deutsche Rugby-Verein ist.
 
Am 14. September 1878 wurde in Hannover der erste deutsche Sportverein aus der Taufe gehoben, der sich von Beginn an weder dem Turnen noch dem Wassersport, sondern ausschließlich dem Rasensport widmete: der Deutsche Sport-Verein von 1878 (DSV 1878 Hannover). Mitbegründer und erster Präsident war Ferdinand Wilhelm Fricke. 
 
Ein Zusammenschluss der deutschen Vereine scheiterte lange an gegensätzlichen Interessen. Als die von norddeutschen Vereinen 1886 angeregte Gründung eines Deutschen Rugby-Fußball-Bundes unterblieb, schloss sich der DSV 1878 Hannover dem Deutschen Fußball- und Cricket-Bund an, während die Vereine in Cannstatt, Frankfurt am Main, Heidelberg und München der Süddeutschen Fußball-Union beitraten.
 
Trotz der Uneinigkeit der Vereine siegte schließlich die Einsicht in Notwendigkeiten. Am 13. Februar 1898 trafen sich in Heidelberg die Rugbyspieler dieser Stadt mit ihren Sportfreunden vom FV Stuttgart 93 (später VfB Stuttgart) und Frankfurt am Main zu einem ersten Deutschen Rugby-Tag, an dem sich mit dem Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft auch Vertreter von Vereinen des „Associations-Fußballs“ beteiligten. Treibende Kraft bei den Debatten über Ausbreitungsstrategien, Spielpläne und Schiedsrichter war Professor Dr. Edward Hill Ullrich, der sich vor allem dafür stark machte, den Kontakt zu den norddeutschen Vereinen zu verstärken und die Gründung eines Dachverbandes zu forcieren. Er stieß aber auf wenig Gegenliebe.
 
Zunächst wollte man alle Fragen ohne die Gründung eines Verbandes auf weiteren Rugby-Tagen klären. Im August 1898 sowie im Februar und September 1899 wurden solche Zusammenkünfte in Frankfurt am Main, Stuttgart und Cannstatt abgehalten, ehe auf dem 5. Deutschen Rugby-Tag am 11. März 1900 in Hannover 19 Vereine förmlich beschlossen, zukünftig gemeinsam zu handeln. Es wurde beschlossen, das englische Regelwerk zu übersetzen, im November 1900 das erste Nord-Süd-Spiel auszutragen und dem Deutschen Fußball-Bund beizutreten, der den „Associations-Fußball“ organisiert.
 
Im gleichen Jahr fanden die II. Olympischen Spiele anlässlich der Weltausstellung (20. Mai bis 28. Oktober) in Paris statt. Da es immer noch keinen Verband geschweige denn eine Nationalmannschaft gab, wurde als Vertretung Deutschlands der FC 1880 Frankfurt (heute SC 1880 Frankfurt) beauftragt, am Rugby-Turnier teilzunehmen.
 
Auf dem 6. Deutschen Rugby-Tag in Kassel wurde schließlich am 4. November 1900 der Deutsche Rugby-Fußball-Verband innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes gegründet. Sein erster Präsident wurde Ferdinand Wilhelm Fricke vom DSV 1878 Hannover und Konrektor des dortigen Realgymnasiums. Erst ein Jahr später, am 4. November 1901, machte man sich selbstständig, trat aus dem Deutschen Fußball-Bund aus und nannte sich seitdem Deutscher Rugby-Verband (DRV).
 
Unter dem Dach des DRV fanden nun jährlich ab 1900 Nord-Süd-Spiele, ab 1909 Deutsche Meisterschaften und ab 1927 Länderspiele statt. Durch den Zweiten Weltkrieg bedingt, wurde die Meisterschaft zuletzt 1942, das letzte Länderspiel 1940 ausgetragen.
 
In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg gründeten sich fünf regionale Verbände:
 
Als erster am 19. Mai 1900 der Verband Hannoverscher Fußball-Vereine. Er benannte sich zweimal um: am 27. Januar 1906 in Verband Nordwestdeutscher Rugby-Vereine und am 9. März 1920 in Norddeutscher Rugby-Fußball-Verband. Er ist Vorläufer des heutigen Niedersächsischen Rugby-Verbandes.
 
1909 wurde ein Süddeutscher Rugby-Verband ins Leben gerufen. Seine Mitgliedsvereine verteilten sich auf Baden, Württemberg und den Großraum Frankfurt am Main. Er ist Vorgänger des Badischen Rugby-Verbandes und des heutigen Rugby-Verbandes Baden-Württemberg.
Am 10. Juni 1922 entstand (laut dem Jahrbuch 2000) ein Westdeutscher Rugby-Fußball-Verband, dessen Vereine sich im Großraum zwischen Düsseldorf, Köln und Bonn befanden. Er kann als Vorläufer des Rugby-Verbandes Nordrhein-Westfalen angesehen werden. Gemäß dem Jahrbuch 1937 ist das Gründungsjahr 1928. Eine Punktrunde wurde erstmals 1930/31 ausgespielt.
Am 26. Juli 1924 gründete sich ein Brandenburgisch-Mitteldeutscher Rugby-Verband mit Vereinen in Berlin und Leipzig. Eine Meisterschaftsrunde wurde jedoch schon ab 1921 (wohl innerhalb des entsprechenden Fußballverbandes) ausgetragen.
1930 teilte er sich auf: Brandenburgischer Rugby-Fußball-Verband und Mitteldeutscher Rugby-Fußball-Verband. Der erstgenannte ist die Keimzelle des heutigen Berliner Rugby-Verbandes. Der zweite umfasste das Land Sachsen.
 
Die erste Wettkampfserie, die über Freundschaftsspiele hinausging, wurde im Norden als Hannoversche Pokalmeisterschaft ausgetragen. Sie begann 1898, also noch vor der Gründung des DRV und des ersten Regionalverbandes.
 
Der Spielbetrieb begann nach dem Krieg mit Freundschaftsspielen, besonders auch gegen britische Militärauswahlen. Ab 1947/48 wurden wieder Meisterschafts- und Pokalrunden ausgetragen. Bis Anfang der 1950er Jahre hatten sich der DRV und sechs Landesverbände (wieder) gegründet, die es vor dem Krieg schon als Verbände oder Sportbereiche gegeben hatte. 1962 wurde der Rugby-Verband Bremen gegründet, dem bis 2001 allerdings nur ein Verein angehörte.
 
Ende 1990 wurden die Landesverbände Brandenburg und Sachsen in den DRV aufgenommen. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurden in vier Ländern neue Rugby-Verbände gegründet, deren Vereine zuvor in benachbarten Ligen mitgespielt hatten:
 
Februar 1996 Bayern (Die Vereine spielten zuvor gegen US-amerikanische Militärmannschaften, nach dem Abzug der US-Streitkräfte als Gäste in Baden-Württemberg).
Oktober 1997 Schleswig-Holstein (Die letzten Vereine aus Kiel spielten bis zu ihrer Auflösung 1962 in der Hamburger Liga quasi eine „Nordmark-Meisterschaft“ weiter. Später gegründete Vereine in Geesthacht und Lübeck nahmen zeitweilig an der Hamburger Regional- oder Landesliga teil).
November 1998 Rheinland-Pfalz (Teilnahme vorher in Baden-Württemberg).
August 1999 Thüringen (Bisher fünf Vereine in Gera, Jena, Erfurt, Halle und Staßfurt. Der ehemalige Landesverband Sachsen-Anhalt schloss sich mit den beiden Vereinen aus Halle und Staßfurt dem Thüringer Landesverband an).
Keine Verbände gibt es (Mai 2008) in Mecklenburg-Vorpommern (Teilnahme in Schleswig-Holstein) und dem Saarland (Teilnahme in Rheinland-Pfalz). Der nach 2000 gegründete Landesverband Sachsen-Anhalt löste sich nach wenigen Jahren wieder auf (siehe Thüringen).
Insgesamt sind derzeit 124 Vereine im DRV organisiert. Hochburgen des deutschen Rugby-Union-Sports sind die Städte Hannover mit elf Vereinen, Berlin mit acht Vereinen und Heidelberg mit sieben Vereinen. Erfolgreich sind besonders Hannover und Heidelberg: Seit Wiederbeginn 1948 standen in jedem Endspiel um die deutsche Meisterschaft eine oder zwei Mannschaften aus Hannover oder/und Heidelberg.
 
Der Austragungsmodus bestand über Jahrzehnte im Wesentlichen darin, dass zunächst ein Nord- und ein Südmeister ermittelt wurden, die seit 1909 in einem Finalspiel aufeinander trafen. Ab der Saison 1935/36 wurden wie in anderen Sportarten im Reichsbund für Leibesübungen Sportbereiche auf Grundlage der Gaue eingerichtet, die ihre Meister ausspielten. Das waren im Rugby insgesamt acht: Nordmark (Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg), Niedersachsen (mit Bremen), Berlin-Brandenburg, Sachsen, Mittelrhein-Niederrhein (Teile des heutigen Nordrhein-Westfalen), Südwest (Hessen), Baden und Württemberg-Bayern. In den Kriegsjahren 1941 und 1942 wurden nur noch in Niedersachsen und Berlin Meisterrunden ausgetragen, deren Sieger nun ein Hin- und Rückspiel gegeneinander führten.
 
Nach dem Krieg stritten wieder sechs Regionalmeister um den Titel. Die Landesverbände hießen nun Hamburg, Niedersachsen, Berlin, West (später Nordrhein-Westfalen), Hessen und Baden (ab 1970 Baden-Württemberg). Die beiden letztgenannten bildeten zeitweilig eine gemeinsame Liga „Südwest“. Weiterhin wurde der Deutsche Meister durch regionale Meisterschaften, landesverbandsübergreifende Zwischenrundenspiele und ein Finale ausgespielt. Dabei wurden später in den Zwischenrunden nicht mehr Nord- und Südsieger ermittelt, so dass im Endspiel auch schon hin und wieder zwei Vereine des Nordens aufeinander treffen konnten. Dieser Zustand währte bis zur Gründung der Bundesliga mit der Saison 1971/72. Sie begann in zwei Staffeln, Nord und Süd. Somit trugen am Saisonende wieder die „Meister“ aus Nord und Süd den Kampf um den Deutschen Titel aus. Unterbau der Bundesliga blieben die sechs Landesverbände, deren oberste Spielklassen jetzt als Regionalligen bezeichnet wurden.
 
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland wurde auch der Deutsche Rugby-Sportverband der DDR im November 1990 aufgelöst und die Landesverbände Sachsen und Brandenburg mit ihren 17 Vereinen in den DRV aufgenommen.
 
In der Saison 1971/72 wurde erstmals in der zweigeteilten Rugby-Bundesliga gespielt. Der erste Spieltag fand am 18. September 1971 statt. Zunächst bestand die Staffel Nord aus 6, die Staffel Süd dagegen aus 10 Vereinen.
 
Der Norden startete mit SV Odin Hannover, SV 1908 Ricklingen, DSV 1878 Hannover und TSV Victoria Linden (alle 4 Niedersachsen, bzw. Hannover), SC Siemensstadt (Berlin), FC St. Pauli (Hamburg).
Die Staffel Süd begann mit SC Neuenheim 02, RG Heidelberg, Heidelberger RK, Heidelberger TV, TSV Handschuhsheim (alle 5 Baden-Württemberg, bzw. Heidelberg), RC Hürth, Bonner SC, ASV Köln (Nordrhein-Westfalen, bzw. Kölner Umland), SC 1880 Frankfurt, SG Eintracht Frankfurt (Hessen).
Wenige Jahre später bestanden beide Staffeln aus 8 Vereinen, von denen in der Nord-Gruppe nach dem Abstieg des SC Siemensstadt (1974) und des FC St. Pauli (1975) alle aus Hannover stammten. Bisweilen konnte man daher das abschätzige Wort „Straßenbahn-Liga“ hören. In der Süd-Gruppe waren 5 von 8 Vereinen aus Heidelberg – mehr gab es damals auch nicht! Aber diese extrem einseitige Verteilung verschwand auch wieder. So waren im Norden 1978/79 der Hamburger SV und ab 1980 der Berliner RC dabei.
 
Nach der Wende, dem Beitritt der Landesverbände Brandenburg und Sachsen und der Vereine aus der damaligen DDR, kam es zu einer Einteilung der Ersten Bundesliga in die Gruppen Nord/Ost und Süd/West, dann vorübergehend zu einer eingleisigen Liga mit acht Vereinen.
 
Später wurde wieder in zwei Gruppen zu je sechs Vereinen gespielt: Nord/Ost und Süd/West. Die drei Erstplatzierten trugen anschließend eine Sechser-Endrunde aus, deren Tabellen-Erste ins Finale kamen. Seit der Saison 2001/02 wird wieder in einer Gruppe zu acht Vereinen gespielt.
 
Außerdem gibt es seit den 1990er Jahren eine Zweite Rugby-Bundesliga mit (nach der Wende) zunächst vier Gruppen: Nord A und B sowie Süd A und B, dann den Staffeln Nord/Ost und Süd/West zu anfangs je 6 Mannschaften, die in der Spielzeit 2001/02 auf 7 und in der Saison 2002/03 auf 8 Mannschaften aufgestockt wurden.
 
Frauen-Rugby wurde bereits 1987 in gut 20 Ländern der Welt ernsthaft betrieben, darunter auch in Deutschland. Dies führte 1988 zur Einführung der Deutschen Meisterschaft
 
1988 wurde eine Meisterschaft für Frauen eingeführt, die zunächst in Form von Turnieren oder einer Turnierserie ausgetragen wurde. Ab der Saison 1992/93 (?) gab es dann wie bei den Männern eine Bundesliga. Sie spielte als einteilige Liga zuletzt mit 4 Vereinen (2001/02), dann mit 5 (2001/02), wieder mit 4 (2002/03 und 2003/04). Seit 2004/05 sind es 6 Teams. In der Spielzeit 2006/07 sank die Zahl wieder auf 5.
 
Die Bundesliga soll spätestens mit Beginn der Spielzeit 2008/09 umstrukturiert werden: Ziel sind zwei regionale Staffeln mit zunächst jeweils 4 oder 5 Vereinen, die ihre Spiele in den Monaten September bis März austragen. In den Monaten April bis Juni sollen die besten 2 Mannschaften der beiden Staffeln in Hin- und Rückspielen eine Entscheidungsrunde austragen. Anschließend bestreiten der Erste und Zweite der Entscheidungsrunde das Endspiel der deutschen Meisterschaft (möglichst in Verbindung mit dem Endspiel der deutschen Männer-Meisterschaft). So sieht es das Präsidium des Deutschen Rugby-Verbandes vor (Arbeitsplan zur Förderung des Frauen-Rugbys im DRV).
 
Siebener-Rugby wurde 1883 von Ned Haig in Melrose (Schottland) erfunden. Regeln und Spielfeldgröße sind mit dem 15er-Rugby identisch. Jedoch halbierte er die Mannschaftsgröße und verringerte die Spielzeit auf 2 mal 7 Minuten, um ein Turnier an einem Wochenende auf dem Gelände seines Clubs durchführen zu können und die Reise- und Übernachtungskosten für Gastmannschaften gering zu halten. (Seinem Club zu Ehren wird seit 1993 der Pokal der Siebener-WM Melrose Cup genannt).
 
Siebener-Rugby ist eine klassische Turnier-Spielform, für Zuschauer aus zwei Gründen besonders attraktiv: Die wenigen Spieler haben viel mehr Raum für Lauf- und Pass-Spielzüge als in der 15er-Version, wodurch Unterbrechungen des Spielflusses seltener werden (oder Situationen, die der Laie als solche empfindet, wie Gasse und Gedränge). Durch die kurze Spielzeit ist eine rasante und abwechslungsreiche Folge von Matches gegeben.
 
Aus diesen Gründen erfreut sich Siebener-Rugby seit langem großer Beliebtheit auch in Deutschland. Darüber hinaus ermöglicht es auch kleineren und neuen Clubs teilzunehmen, die noch nicht über einen Stamm von 15 Spielern/Spielerinnen verfügen.
 
Diese Form des Rugbys hatte bereits auf vielen regelmäßigen Turnieren Anklang gefunden – insbesondere beim RC Hürth und München RFC seit mehr als 40 Jahren mit internationaler Beteiligung, aber auch auf kleineren wie beim Hamburg Exiles RFC. Deshalb wurde 1996 eine Meisterschaft eingeführt.
 
Im Herbst 1950 wurde der Fachausschuss Rugby (im Fußballverband der DDR) gegründet, der 1952 als Deutscher Rugby-Sportverband (DRSV) selbstständig wurde. 1954 erfolgte die vorläufige und 1956 die endgültige Aufnahme des DRSV in die FIRA. Der Deutsche Rugby-Sportverband löste sich im November 1990 auf.
 
Zum ersten Länderspiel trat die DDR-Auswahl 1951 in Bukarest gegen Rumänien an (und damit ein Jahr vor dem Team des westdeutschen DRV). Mehrfache Kontakte beschränkten sich auf die anderen Länder des Ostblocks, wobei die Bilanz nur gegen Bulgarien positiv aussah. An der Europameisterschaft der FIRA beteiligte sich die DDR nicht.
 
In der DDR konzentrierten sich die Rugby spielenden Vereine und Betriebssportgemeinschaften (BSG) in Berlin und Umland sowie in Leipzig, einschließlich der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK).
 
Rugby bei den olympischen Spielen
(Text: sportnation.de)
 
Deutschland holt die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris
 
Rugby ist eine der großen Weltsportarten. In Deutschland hingegen hat man das Spiel der Gentlemen weitestgehend vergessen. Dabei hat der Sport hierzulande eine große Tradition, die erst im zweiten Weltkrieg nachhaltig beschädigt wurde. Wenige wissen: Deutschland gewann die erste olympische Silbermedaille in der Geschichte dieses wunderbaren Sports!
 
Rugby wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts in der gleichnamigen englischen Stadt erfunden und emanzipierte sich 1871 durch die Gründung der Rugby Football Union (RFU) vom Schwestersport Fußball. Bereits sechs Jahre früher hatten britische Studenten ihren Sport auch nach Deutschland mitgebracht und so lassen sich die Wurzeln des deutschen Rugbys bis in die Zeit des Deutschen Bundes zurückverfolgen. Frühe Hochburgen waren Hannover und Heidelberg, aber auch in Frankfurt und Stuttgart erfreute sich der Sport großer Beliebtheit. Bemerkenswert ist, dass zum Beispiel der VfB Stuttgart in Gestalt seines Vorgängervereins FV Stuttgart 93 als Rugbyverein gegründet worden war.
 
Rugby bei den Spielen der II. Olympiade 1900
 
1900 wurden dann in Paris im Rahmen der Weltausstellung die Spiele der II. Olympiade ausgetragen und Rugby war mit von der Partie. Wie damals üblich vertraten auch Vereinsmannschaften ihre jeweiligen Heimatländer und so kam es zu zwei Auseinandersetzung der Auswahl Frankreichs (Union des Sociétés Françaises de Sports Athlétiques, USFSA) mit den britischen Vertretern Moseley Wanderers und dem deutschen Team, welches im Wesentlichen aus dem SC 1880 Frankfurt bestand, der allerdings durch einen Spieler des FV Stuttgart 93 ergänzt wurde.
 
Skandal und Silber
 
Entschieden wurde der Wettkampf im Spiel der Franzosen gegen Deutschland. Auf heimischem Boden und unterstützt durch einen französischen Schiedsrichter setzte sich die französische Mannschaft mit 27:17 durch. Bis heute halten sich Gerüchte einer deutlichen Vorzugsbehandlung der französischen Mannschaft. Wikipedia schreibt dazu: „Das Spiel Frankreich gegen Deutschland war nach Ansicht aller Beteiligten, sogar der französischen Zuschauer und Presse, wegen unverständlicher Entscheidungen des Schiedsrichters ein Skandal. Die Überlegenheit der deutschen Mannschaft drückte sich in der Führung zur Halbzeit aus. Je länger das Spiel dauerte, desto unbegreiflicher pfiff der französische Unparteiische, Monsieur Potter“. Es war wohl sogar Gold drin! Das Spiel gegen England entschied Frankreich deutlicher mit 27:8 für sich. Das Duell der britischen und deutschen Mannschaften wurde schließlich nicht mehr ausgetragen, da die Briten aus Termingründen abreisen mussten.
 
Ende und Neubeginn
 
Im Nachgang der Spiele, hat das IOC sowohl eine Endplatzierung der ersten Austragung eines olympischen Rugby-Wettbewerbs als auch eine Zuteilung der Medaillenränge vorgenommen. Frankreich gewann Gold, Großbritannien und Deutschland teilten sich Silber. In der Folge wurden noch drei weitere olympische Rugby-Wettbewerbe (1908, 1920, 1924)  ausgetragen, bis der Sport aus dem Programm der Spiele gestrichen wurde. Nur sechs Nationen konnten so bis heute überhaupt olympische Rugby-Medaillen gewinnen. Für Deutschland spielten 1900: Amrhein, Betting, Herman, Hofmeister, Kreutzer, Landvoigt, Latsche, Ludwig, Müller, Poppe, Reitz, Schmierer, Stockhausen und Wenderoth. Die Gewinner des vergessenen Silbers.
 
Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 wird Rugby nach 92 Jahren zum ersten Mal wieder olympisch. Eine Tradition lebt auf! Warum nicht auch in Deutschland?